Dietrich Lemke

Handel & Wandel

Lebenserinnerungen eines DDR – Außenhändlers 1952 – 1995

( Selbstverlag des Verfassers, Zeuthen 2010 )

ISBN 3 – 00 –011316 – 9

Preis: 34,-- €  ( zzgl. Versandkosten )

Bezug über den Autor ( Tel. 033762 / 92458, mail: lemkezeuthen@arcor.de )

 

Der Autor, Handelsrat a.D. und von 1981 bis 1990 Stellv. des Ministers für Außenhandel der DDR, 1991 – 1995 Berater im Bundesministerium für Wirtschaft, legt unter einem ziemlich harmlosen Titel ein Schwergewicht in der Erinnerungsliteratur vor. Es sind Ansichten und Einsichten, die Fettnäpfchen nicht auslassen und auch wegen ihren spürbar ehrlichen Aussagen überzeugend und lesenswert sind. Was da – oft mit leichter Hand formuliert und immer in guter Sprache gefasst - als persönliche Erinnerung daherkommt, ist eine sehr sorgfältige, durchdachte Analyse der DDR aus eigener Erfahrung und kritischer, sozialistischer Sicht. Vermittelt wird ein Erfahrungsbereich, der bisher oft schon vorab durch eine böswillige Journaille antikommunistisch vorprogrammiert, sachlich falsch und bösartig fokussiert ist. Vor diesem Hintergrund nimmt man dankbar einen spezifischen Beitrag an dazu, was man neudeutsch „Aufarbeitung von Geschichte“ nennt, - selbstverständlich und dankenswerter Weise aus subjektiver Sicht und Wertung des Verfassers, seiner Lebens- und Leitungserfahrung im Außenhandel der DDR, einschließlich langjähriger Tätigkeit als Vertreter in Drittländern ( besonders informativ hier seine Erfahrungen aus mehrjährigem Aufenthalt in Kuba, aber auch aus der Zusammenarbeit mit Jugoslawien, China, Albanien und anderen sozialistischen „Außenseitern“  ).

Hilfreich für heutiges Problemverständnis ist die konsequente Darstellung der DDR von Ihren Anfängen, nicht  - wie so häufig  – von ihrem Schluss her, was dann zumeist leider die Problemsicht  verstellt. Ein lesenswerter Beitrag also zur Außenhandels- und DDR – Geschichte des Vertreters einer Generation von Führungskadern, die wohl vor 1945 geboren wurden, ihre Kindheit aber, ihre Qualifikation und ihre Erfahrungen in der DDR erwarben und hier aufgewachsen sind in respektvollem Kontakt zur Vorgängergeneration.

Manchem mag scheinen, als habe sich Lemke zu sehr in das Außenhändler - Latein verliebt. Man muss  ihm wohl aber zugute halten, dass bisher an keiner anderen Stelle in der   „Aufarbeitungsliteratur“ wichtige Instrumentarien der DDR-Außenwirtschaft entschleiert werden, wie z. B. die Länder- und Warenplanung, die Preisbildung in der RGW –

( Kunst )währung, die Valutakurs-Bestimmungen und die „zweckorientierte“ Außenhandels-statistik und auch Transferrubel-Betrügereien in Wendezeiten kaum reflektiert werden. Manches mag dem Leser sicher auch dann noch kryptisch bleiben. „Wem für Derartiges Neugier und Geduld fehlen, wer es aber auch nicht fertig bringt, einmal ein paar Seiten zu überblättern, der muss sich dieses Buch nicht antun“, heißt es im Klappentext. Stimmt, kann man nur sagen.  Wer aber mal umblättern kann, wird es nicht bereuen, dieses immerhin 870 Seiten umfassende Kompendium ( übrigens - mit einen sorgfältigen Personenregister versehen ) angefasst zu haben.   

 

 H.Bischoff     

 

Weitere Rezensionen zum Buch auch unter : http://www.e-politik.de/lesen/artikel/2007/merkur-bei-honecker/