Zum Beitrag ISOR, Stasi und DIE LINKE in ISOR aktuell 03/2010

 

Vielen Dank für die inhaltlich zutreffende und sachliche Darstellung des Beziehungsgeflechts ISOR, „Stasi“ und DIE LINKE. Der Beitrag widerspiegelt auch nach meinem Verständnis den Kern der Problematik.

Zunächst sind wir uns einig, dass die „ Stasikeule“ das Produkt einer gesteuerten Meinungsmanipulation der Sieger ist und kein unvermeidliches Resultat des Scheiterns der DDR. Wenn wir das so deutlich sagen, sind wir „Verschwörungstheoretiker“ oder “Fälscher der Geschichte“ Deshalb zitiere ich gern einmal Autoren, die nicht im Verdacht stehen, mit uns zu sympathisieren.

Albrecht Müller, seinerzeit Leiter der Planungsabteilung im Bundeskanzleramt bei Willi Brandt und Helmut Schmidt schreibt in seinem neuen lesenswerten Buch „ Meinungsmache – wie Wirtschaft, Politik und Medien uns das Denken abgewöhnen wollen“ , dass man bei vielen politischen Erklärungen und Behauptungen nicht nach objektiven, in der Sache liegenden Gründen suchen sollte: „Diese Mühe ist in der Regel nämlich müßig, denn das, was wir täglich hören und sehen und was uns als demokratisch gesonnene Staatsbürger das Leben so schwer macht, sind in Wahrheit Mythen, Legenden und Lügen. Sie bestimmen in weitem Maß die öffentliche Debatte und damit auch die politischen Entscheidungen, die sich massiv auf unsere konkrete Lebenssituation am Arbeitsplatz, bei der sozialen Absicherung oder im Alter auswirken. Sie berühren und betreffen ganz unmittelbar unseren Alltag“.

Und an anderer Stelle bekennt er: „Ich bin….beruflich vorbelastet….bin zu einem Kenner der Meinungsbeeinflussung geworden, ich habe nicht nur miterlebt, sondern aktiv mitgestaltet.“

So ist auch das Stasisyndrom als Mehrzweckwaffe konzipiert worden und als solche seit 20 Jahren im Einsatz. Sie soll – wie im Beitrag richtig dargestellt - die soziale und politische Ausgrenzung der Mitarbeiter des MfS sichern, den „Unrechtsstaat“ DDR veranschaulichen und viele Menschen, die in diesem Land gern gelebt und für dieses Land gearbeitet haben, demütigen, sie soll DIE LINKE als Partei diffamieren und den Herrschaftsanspruch der westdeutsch geprägten freiheitlich-demokratischen Ordnung - in Wahrheit des ungezügelt wirkenden Kapitals - begründen.

Ich möchte sogar noch einen Schritt weitergehen und sagen: Diese Mehrzweckwaffe wird von besonders hasserfüllten politischen Kräften sogar als Druckmittel gegen die eingesetzt, die in den letzten 20 Jahren das Sagen in der deutschen Politik hatten und noch heute haben.

Freya Klier z.B. behauptet, dass die westliche Öffentlichkeit ein „wahres Gnadenfieber“ im Umgang mit den politisch Verantwortlichen in der DDR erfasst habe und kritisiert, dass es in der BRD noch möglich sei, die DDR als solidarische Menschengemeinschaft und die BRD als eiskalt zu bezeichnen, dass Lehrer verbeamtet wurden, die junge Menschen in der DDR zu Lüge und Demokratiefeindlichkeit erzogen hätten, dass linke Politiker „mit Unschuldsmienen in Talkrunden sitzen dürften“  usw. usf. ( Sächsische Zeitung vom 29./30.12.2007 ).

Auch bei Joachim Gauck und Hubertus Knabe kann man ähnliches lesen.

Das zeigt einerseits, welche Steigerungen in der Diffamierung und sozialen Ausgrenzung noch immer gefordert werden, auf der anderen Seite aber auch, dass sie ihre politischen Ziele nicht voll erreicht haben und unzufrieden sind.

Ich habe damals mit einem Leserbrief reagiert - der natürlich nicht veröffentlicht wurde – und gefragt: Was haben wir denn in der Zukunft noch alles zu erwarten, wenn all das, was mit vielen Menschen im Osten in den Jahren nach 1989 geschehen ist, noch vom „Gnadenfieber“ gemildert war und geschrieben, dass es die Protagonisten der freiheitlich-demokratischen Ordnung sind, die immer öfter an den Rechten, die das Grundgesetz festschreibt, rütteln und sich die Stoppzeichen vom Bundesverfassungsgericht häufen.

Wir dagegen - auch als ISOR - gehören mit unserem Kampf gegen das Rentenstrafrecht zu den Verteidigern der Rechte im Grundgesetz. Wenn wir uns als Sozialverein politisch äußern, so sind es die politischen Gründe, mit denen uns die erworbenen Rentenansprüche verweigert werden, die dafür ursächlich sind.

Ich habe Hochachtung vor den Verantwortlichen im Vorstand von ISOR, die ohne Illusionen über die Schwere der Aufgabe jeweils die richtigen politischen, juristischen und kooperativen Schritte mit anderen gesellschaftlichen Kräften abwägen und einleiten, um unseren Kampf zum Erfolg zu führen.

Der genannte Beitrag in ISOR aktuell widerspiegelt auch die Einheit von Prinzipientreue, Flexibilität und Kooperationsbereitschaft, wie sie ISOR auszeichnet und belegt an konkreten Fakten, dass wir gut beraten sind, stets besonnen zu reagieren. Was unsere Position zu politischen Entscheidungen der Partei DIE LINKE betrifft, so gilt es  richtig zu differenzieren und zu werten, wie politische Meinungsverschiedenheiten und gemeinsame Aufgaben gewichtet sind. DIE LINKE sieht sich als pluralistische Partei mit unterschiedlichen Plattformen und Flügeln. Das müssen wir zur Kenntnis nehmen. Es lässt erwarten, dass wir auch in Zukunft nicht mit allem einverstanden sein werden, wie DIE LINKE mit dem Staat DDR und ihren Menschen umgeht.

Eine Partei wie DIE LINKE wird immer hasserfüllten Anfeindungen ausgesetzt sein, auch dann, wenn sie sich die Verteufelung der DDR und des MfS zu Eigen macht. Es hört sich zwar manchmal so an, als würde man DIE LINKE dann lieben wollen, wenn sie die Forderungen und Wünsche der Herrschenden erfüllt. Aber es werden nur die Knüppel gewechselt, mit denen man auf sie einschlägt und deshalb ist nach meiner Meinung jede Konzession an die gewünschte politische Lesart der Mächtigen im Staat eine Selbstverstümmelung, die den aufrechten Gang beeinträchtigt.

Beim Lesen des 1. Entwurfs für das Grundsatzprogramm der Partei DIE LINKE erkenne ich,auch was die Beurteilung der Vergangenheit betrifft, Einschätzungen, über die man unaufgeregt diskutieren und sich sicher auch verständigen kann, was zukünftige gesellschaftliche Veränderungen betrifft, sowieso. Mit Interesse werde ich die Diskussion in der Partei und die Reaktion ihrer politischen Gegner verfolgen, sachlich, kritisch und optimistisch, wie immer (K.H.Gerstner !).

ISOR wünsche ich ein gutes Vorankommen auf dem schweren Weg bis zum Bundesverfassungsgericht. Dazu will ich gern meinen bescheidenen Beitrag leisten.

Gerd Appelt, TIG Dresden