Guntram König ( Hrsg. ) / Rudolf Patzer u. a.

Kontrollierte Feindschaft

Manöverbeobachtungen und Inspektionen 1987 – 1990

( Helios Verlags- und Buchvertriebsgesellschaft Aachen 2011 )

181 Seiten, fest gebunden, Preis 23,00 €

ISBN 978 – 3 – 86933 – 067 – 9

 

Erstmals werden Manöverbeobachtungen und Inspektionen dokumentiert, die 1987 bis 1990 unter Teilnahme von Vertretern von 27 KSZE – Staaten auf der Grundlage des Stockholmer Dokuments vom 19. September 1986 über vertrauens- und sicherheitsbildende Maßnahmen und Abrüstung in Europa durchgeführt wurden. Die Autoren gehören zum engen Kreis derer, die mit der unmittelbaren Vorbereitung und Durchführung dessen beauftragt waren, was seitens der DDR gemäß Abkommen zu leisten und  einzufordern möglich war. Mit der Publikation wird ein bisher einmaliges Zeitdokument vorgelegt. Es beweist, dass in den 80er Jahren durch die Militärblöcke ernsthafte Schritte unternommen worden waren, wechselseitig Bedrohungsängste durch Transparenz abzubauen und seitens der DDR alles getan wurde, der Vernunft zum Durchbruch zu verhelfen.

In den Jahren 1987 – 1990 wurden wechselseitig insgesamt 88 Manöverbeobachtungen und Inspektionen durchgeführt ( 22 von ihnen werden in dem Buch reflektiert ),  - eine Aufgabe,  die in Ausmaß und Inhalt wohl damals wie heute exklusives Expertenwissen war und blieb, zugleich jedoch in dieser Zeit unabdingbarer Bestandteil der Verhinderung kriegerischer  Konflikte in Europa war. Es ist sehr verdienstvoll und zeitgemäß, die Erfahrungen und Erkenntnisse aus diesen Prozessen zu erschließen und an ihre Wirkungsmechanismen sowie ihre realen Möglichkeiten und Grenzen zu erinnern in einer Zeit, die nicht gerade durch militärische Entspannung charakterisiert ist.

An der Spitze steht – origineller Weise anstelle eines Vorworts – ein bedeutsamer Vortrag des Admirals a.D. Theodor Hoffmann „Zum Kalten Krieg aus der Sicht der DDR“, den er 1999 zur Frühjahrstagung in der militärischen Führungsschule der Schweiz in Zürich in Anwesenheit auch des ehemaligen Oberkommandierenden der Vereinten Streitkräfte der Teilnehmerstaaten des Warschauer Vertrages Marschall Kulikow hielt. Abgesehen davon, dass das für sich ein Zeitdokument ist, das dem Leser sonst nicht ohne Weiteres zugänglich ist, hilft es unerlässlich zum konzeptionellen Problemverständnis des Buches. Er bildet mit dem im Nachwort des Herausgebers ausführlich dargebotenen Zitat ( eigentlich mehr auszugsweise Wiedergabe des Volltextes ) des spürbar ebenso programmatischen Vortrags des damaligen russischen Präsidenten Putin vom Februar 2007 auf der internationalen Sicherheitskonferenz in München den Rahmen des gesamten Anliegens des Buches und weist damit weit über den vielleicht sonst historisch episodenhaften Charakter der damaligen Manöverbeobachtungen / Inspektionen hinaus: Appell zu sein zur Fortführung von Institutionen zur Konfliktverhütung und Forderung zu sein nach Weiterführung von Abrüstungsprozessen statt ständige Eskalation von Krieg und Gewalt.     

Dem Hausausgeber, den Autoren und dem Verlag sei gedankt für dieses verdienstvolle Werk. Ob ihre Mahnung an kompetenter Stelle gehört und verstanden werden wird, muss offen bleiben.

Editorisch bleibt anzumerken, dass Quellennachweise und möglicherweise ein Personenregister der weiteren wissenschaftlichen Bearbeitung des Themas sicherlich förderlich gewesen wäre.   

  

Prof. Dr. Horst Bischoff